Ihr Lieben,
es gibt viel Lesestoff im Internet und in Buchform zum Thema: „Weiblichkeit und das einseitig-männlich geprägte Gottesbild“. Es ist ja für uns Frauen nicht gerade bedeutungslos wie der Schöpfer von Mann und Frau in unserer Welt wahrgenommen wird: stets als männlicher HERR, der die HERRschaft an sich genommen hat, der alles im Griff zu haben scheint, als Vater, Allmächtiger, Sohn Gottes und seine ihn begleitenden männlichen Jünger, die wir namentlich alle kennen. Dieses Gottesbild dominiert immer noch sämtliche christliche Einrichtungen bis hin zu Ausbildungs- und Denkzentren.
Aus dem Begriff: HERR wurde zwangsläufig die Herrschaft des männlichen Denkens abgeleitet. Viele christlich geprägte Frauen richten sich demnach auch nach einer männlichen Auslegung der Theologie – haben sie selbst so stark verinnerlicht, sodass sie es nicht als Defizit empfinden, dass das weibliche Element darin nicht vorkommt.
Frauen werden in Gottesdiensten und in der Verkündugung des Wortes nur am Rande erwähnt. Meist hören wir weibliche Namen, wenn überhaupt, dann nur im Zusammenhang ihres bekannten Mannes. Dabei gab es schon zur Zeit des alten Testamentes berühmte weibliche Namen wie „Debora, Esther, Judith, Ruth“ und viele weitere weibliche Größen in der biblischen Geschichte, die Großartiges für das Volk Israel - das damals noch nicht in alle Richtungen verstreut war - geleistet haben.
In einigen christlichen Einrichtungen, die sich auch noch als freie Gemeinden verstehen, dürfen Frauen bis heute nicht die Predigt im Gottesdienst übernehmen, da dieses Wortamt - so männliche Pastoren oder Pfarrer - nur dem Mann vorenthalten sei. Begründet wird es mit Aussagen aus der Bibel, die in keinster Weise hinterfragt werden dürfen. Die biblischen Aussagen sind für viele Gläubige zum Dogma geworden, das man einzuhalten hat, selbst wenn der Mitmensch, in dem Fall die Frau, das Weibliche unterdrückt wird. Frauen werden - aus eigener Erfahrung - immer noch wie Menschen 2. Klasse behandelt und übernehmen üblicherweise die Blumendeko im Gemeindesaal oder richten die Kaffetafel mit selbstgebackenen Kuchen für die Gemeindemitglieder her. Diese Tätigkeiten möchte ich auf keinen Fall gering schätzen, im Gegenteil. Aber ist dies alles, was SIE an Fähigkeiten vom göttlichen Schöpfer anvertraut bekommen haben? Immerhin führen oder führten viele Frauen und Mütter ein "Familienunternehmen" und haben schon von daher viel Erziehungs- und Lebenserfahrung gesammelt.
Hier
zwei Aussagen aus dem Propheten Jesaja. Zunächst in Kapitel 42, 14, in denen Gott sich mit
einer Frau und Mutter identifiziert. Haben wir das vergessen?
„Ich
schwieg wohl eine lange Zeit, war still und hielt an mich. Nun aber
will ich schreien wie eine Gebärende, ich will laut rufen und
schreien.“
Und
in Jesaja 66, 13 stehen die Worte: „Gott spricht: Ich will euch
trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“
Seltsamerweise haben Frauen über Jahrhunderte hinweg kaum und zu wenig gegen die Übermacht männlicher Präsenz in öffentlichen Leitungsfunktionen rebelliert. Stattdessen haben wir Frauen das männliche Denken und das Verständnis eines dementsprechend definierten Gottesbildes, das sich schon in unseren Köpfen etabliert hat, stillschweidend akzeptiert. Der Anspruch des weibliches Geschlechtes, endlich mehr wahrgenommen zu werden, hält sich stark in Grenzen.
Noch einmal auf den "HERRN“ zurückzukommen. Hier hat man einfach den allmächtigen Herrscher abgeleitet und diese Bezeichnung unwillkürlich auf den Schöpfer, der ALLES in ALLEM ist, übertragen. Doch die Frage ist: sieht sich der Schöpfer des Menschen selbst in dieser Rolle eines Herrschers über die Menschheit? Oder ist dieser Begriff nicht eher einem männlichen Wunschbild zur Machtausübung - nicht nur über Frauen - über ganze Völker und Nationen entsprungen?
Wie geläufig ist da auch der Begriff: „Herrgott!“, der schon ohne groß darüber nachzudenken, ausgesprochen wird. Die feministische Theologie beschreibt es als männliches Wunschbild eines Supermannes, der die totale Herrschaft in sich vereint.
Der Pfarrer und Autor Kurt Marti äußerte sich dahingehend, dass das Gottesbild, das in der Vergangenheit schon immer männlich war, ein Götze ist, der sich jetzt auflöst und zerfällt. Gott ist seiner Auffassung nach sowohl weiblich, als auch männlich, da Mann und Frau, beide, nach seinem Bild erschaffen wurden.
Es wird seines Erachtens auch ständig gegen das 2. Gebot (2. Mose 20, 4) verstoßen, sich kein Gottesbild zu machen. Doch in dem wir den Schöpfer zu einem Mann, einen Vater, einen Herrn machten, geschieht dies immer wieder. Die Bibel sieht Kurt Marti als ein Dokument der patriarchalischen Epoche an, einer männerrechtlich organisierten Gesellschaft.
Die Jahreslosung für das Jahr 2023 ist für mich sehr aussagekräftig, weil ich mich als Frau mit der Hagar, der ägyptischen Magd von Sarai, die Frau des Stammvaters Abrahams, identifizieren kann: "Du bist ein Gott, der mich sieht!"
In dem folgenden Gedicht wird das Bild, dass ich vom Schöpfer allen Lebens habe und weitaus mehr ist, als männlich und weiblich, deutlich. Ich möchte dazu Mut machen, für sich selbst einen Text zu verfassen, ein Gedicht zu formulieren, das der eigenen Vorstellung von einem Schöpfer entspricht:
"DU ...
DU bist mein Lebenselixier.
DU bist der Atem,
der durch meinen Körper strömt.
DU bist die Kraft des Denkens
und der Gefühle,
ohne DICH könnt ich nicht sein,
ohne DICH bin ich allein.
DU bist der Grund, dass ich lachen
und auch weinen kann.
DU bist das innere Feuer, das mich entfacht.
DU bist bei mir, gibst auf mich Acht.
DU bist der Grund, auf dem ich steh,
der beste Freund, mit dem ich geh.
DU bist die Musik, die mich betört,
das Gegenüber, das mich hört.
DU bist die Kraft, die mich umgibt.
Der EINE, der mich unsagbar liebt."
- Gudrun Kropp
Ich schicke euch göttliche bedingungslose Liebe, Segen und Licht, denn ... "Unser Ursprung ist im Licht ... und das ist auch unser Ziel ...“ (OsYris)