
Vor ein paare Tagen hatte ich mich mit einer Freundin zu einem Arbeitsfrühstücks-Treffen in einem Café verabredet ...
Als wir dort erschienen, kam es zwar weniger zum Arbeiten, dafür trafen
wir an diesem Vormittag sehr liebe und aufmerksame Menschen. Zunächst war
es das außergewöhnlich strahlende Mädchen, das uns dort bediente und
Marianne, die ich erst im Café kennenlernte. Ihre Worte und Umarmungen
waren Balsam für meine Seele. Zu Hause angekommen, kam mir die Aussage
von Rainer Maria Rilke in den Sinn:
„Manchmal ist eine Rose wichtiger als ein Stück Brot.“Die
Rose waren Mariannes wohtuende und von Herzen kommende Worte. Abgesehen
davon, war das Frühstück Extraklasse. Es gibt übrigens eine Geschichte
zur Rosen-Aussage:
„Gemeinsam mit einer jungen Französin kam
Rainer Maria Rilke immer um die Mittagszeit an einem Platz vorbei, an
dem eine Bettlerin saß, die um Geld anhielt. Sie sah nie zu ihren Gebern
auf, kein Zeichen des Bittens oder Dankens. Sie streckte nur immer die
Hand aus und saß stets am gleichen Ort. Rilke gab nie etwas, seine
Begleiterin gab häufig ein Geldstück.
Eines Tages fragte die
Französin, warum er nichts gebe und Rilke antwortete: „Wir müssen ihrem
Herzen schenken, nicht ihrer Hand."
Wenige Tage später brachte Rilke
eine aufgeblühte weiße Rose mit, legte sie in die offene, abgezehrte
Hand der Bettlerin und wollte weitergehen. Da geschah es: Die Bettlerin
blickte auf, sah den Geber, erhob sich mühsam von der Erde, tastete
nach der Hand des fremden Mannes, küsste sie und ging mit der Rose
davon.
Eine Woche lang war die Alte verschwunden, der Platz, an
dem sie gebettelt hatte, blieb leer. Rilkes Begleiterin fragte ihn, wer
wohl jetzt der Alten ein Almosen gebe. Nach acht Tagen saß plötzlich die
Bettlerin wieder am gewohnten Platz, stumm wie damals, streckte sie
ihre Hand aus.
“Aber wovon hat sie denn all die Tage gelebt? frage die
Französin.
Rilke antwortete: "Von der Rose ..."
Ich wünsche Ihnen eine" rosige" Woche
Ihre Gudrun Kropp