
Wir sind mitten im Wahlkampf – das bekommt allmählich jeder normal
Sterbliche mit. Wenn man sich allein den Begriff „Wahlkampf“ mal auf der
Zunge zergehen lässt, dann muss man leider feststellen, dass es nicht
um den Kampf für Menschen, für mehr Gerechtigkeit geht, nein, es geht um
den Kampf für Plätze in den oberen Reihen. Der Mensch mit seinen
(Überlebens)-Nöten ist Nebensache. Wenn ich schon die immer wiederkehrenden Floskeln vieler Politiker höre, die mal wieder rhetorisch
einwandfrei vorgetragen werden, dann geht bei mir einfach die Klappe
runter.
Ich frage mich oft, wie viele Rhetorikkurse Politiker
eigentlich besuchen, um so vermeintlich selbstsicher in ihrem Auftreten
rüberzukommen? Politker wissen genau um ihre Wirkung – das ist bei
ihnen Programm. Sie werden ja von Wahlhelfern in dieser Richtung
unterstützt.
Das Fatale ist nur, dass viele Menschen mehr auf das
einstudierte, vermeintlich sichere Auftreten schauen, als auf die Inhalte des
Gesagten, das fast schon bedeutungslos geworden ist.
Erst
kürzlich sah ich in unserer Kleinstadt einen älteren Mann, der eine
Plastikflasche in einem Mülleimer nach ihrem Wert überprüfte – sie dann
doch liegen ließ – und mich überkam einfach Mitleid mit diesem Mann.
Mich
macht es immer wieder aufs Neue wütend, wenn davon gesprochen wird,
dass es uns doch wirtschaftlich in Deutschland gut geht. Ja. Das kann ja
durchaus auch auf viele Menschen zutreffen, aber genau so gibt es
Menschen, die noch nicht mal das Nötigste haben, um menschenwürdig leben
zu können – in unserem hoch gepriesenen reichen Land. Doch diese Tatsache wird
vielfach ignoriert.
Schlimm finde ich auch unsere derzeitige politische
Diskussionskultur, die wenig Kritisches zulässt – alles ist doch in
Ordnung und das Bla, Bla, Bla geht weiter. Das wurde mir so krass
bewusst in dem erst vor kurzem – uns als Duell verkauften – Rededuell
der beiden Noch-Koalitionspartner. Sie haben sich beide im Grunde die
Hand schon im Vorfeld gereicht, um erneut vier Jahre visionslos dahin zu
vegetieren und alles beim Alten zu lassen. Es gab nichts
aufsehenerregend Neues zu sagen und zu versprechen.
Das was den
Menschen wirklich auf den Nägeln brennt, wird nicht wahrgenommen – es
geht nur noch um Machterhalt, um sichere Pöstchen und Diäten. Politik
ist zum Selbstzweck geworden. Was wir derzeit auf der politischen Ebene
beobachten ist Stillstand, statt Veränderung, Wandel, Lebendigkeit –
dabei stehen wir vor unglaublich vielen ungelösten Problemen, wie den
Klimawandel, der eine der größten Herausforderungen der Menschheit
darstellt.
Klar, hier ist auch der Einzelne gefragt, durch seine
veränderte und kritische Lebensweise – diesem unaufhaltsamen Phänomen
entgegenzuwirken und nicht einfach drauf los zu leben – koste es, was es
wolle. Die Welt, unsere Erde geht uns eben alle an – nicht nur die
Politiker ...
Eine schöne Spätersommerwoche wünscht Ihnen Ihre