… in der man Zeit hat, darüber nachzudenken, wofür es sich lohnt, sich Zeit zu nehmen.“ Mit einem meiner Aphorismen möchte ich heute meine Kolumne einleiten. Zeit, ja was ist das? Zeit ist ja etwas Konstantes, etwas was sich nicht verändert und nicht manipulier werden kann. Und manchmal denke ich, ist die Vergabe von Zeit eine der wenigen Gerechtigkeiten, die es unter uns Menschen gibt – denn dieses Tag- und Nachtpensum an 24 Stunden steht uns allen gleichermaßen zur Verfügung. Wir können weder etwas hinzufügen, noch etwas wegnehmen. Das einzige was uns bei der uns zur Verfügung stehenden Zeit unterscheidet, ist, in welcher Weise wir sie nutzen.
Ich nutze sie jetzt bewusst dazu, diese Kolumne zu verfassen, weil ich dachte, ich muss mich auch mal wieder hören, äh, lesen lassen. Dabei wollte ich heute gar nicht unbedingt auf das Thema Zeit zu sprechen kommen, sondern über die in Kürze beginnende Adventszeit. Ja, auch sie ist auf vier Wochen beschränkt, aber länger könnten wir die Mußestunden mit Kerzenschein vielleicht gar nicht aushalten, oder doch? –
Abgesehen einmal von dem ganzen Komerz, der aus dieser Zeit geschlagen wird, ist sie uns Menschen eigentlich dazu gegeben, zur Ruhe zu kommen und eine Erwartungshaltung, der Dinge, die da kommen werden, einzunehmen. Zur Ruhe zu kommen, denke ich, hat nicht immer damit zu tun, keine Arbeit, keine Aufgaben zu haben – eher ist es etwas, was sich in unserem Inneren abspielt. Bei mir ist es in der Hektik des Alltag hin und wieder die Entscheidung „zu meiner inneren Mitte“ zu finden, mein Denken auszuschalten, das einfach total kreuz und quer in meinem Kopf am Routieren ist. Bewusst zu sagen „Stop“ ist nicht einfach, aber manchmal notwendig, um wieder klare Gedanken fassen zu können.
Ein Beispiel: Die Nachricht, dass das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat von der EU wieder für weitere fünf Jahre zugelassen wird, hat mich total zornig gemacht und ich versuchte in einem Forum mitzudiskutieren. Durchweg waren alle Forenmitglieder wütend über diese Entscheidung, die so weitreichende Auswirkungen für die Menschen, die Umwelt, die Tiere, ja, für unseren gesamten Planeten hat. Ich steigerte mich da förmlich rein und merkte, dass ich zur Ruhe kommen musste, schaffte es aber nicht wirklich. Und doch war es mit wichtig, meine Meinung augenblicklich kund zu tun und ich hoffe, dass diese verheerende Entscheidung noch aufgehoben wird.
Ich wünsche mir jedenfalls, dass es mir auch in der nun kommenden Adventszeit gelingt, mir für die Dinge Zeit zu nehmen, die mir wichtig sind. Und das, kommt es mir in den Sinn, kann durchaus meine/unsere eigene Befindlichkeit sein, auf die wir achten sollten. Denn es muss nicht immer ein Hetzen von hier nach dort sein. Auch mal „Nein“ sagen können, ist äußerst wichtig, Ich denke, wenn wir uns selbst als das Wichtigste ansehen, was wir haben – und das es zu schützen gilt – dann hat sich der Zeiteinsatz für die gedankliche Überlegung gelohnt.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine wunderbare vor-adventliche Woche und vor allem eine schöne Adventszeit Ihre
Das hast Du schön geschrieben liebe Gudrun. So wie gestern bei dem Thema Glyphosat habe ich mich lange nicht mehr aufgeregt und geärgert. Selbst heute klingt es noch nach. Ich hatte so ein Gefühl von "jetzt reicht es" . Seit 40 Jahren schleichen wir beim Thema Umweltschutz und es ist viel zu wenig geändert worden.
Aber Du hast recht, ich muss auch wieder runter kommen. Die Adventszeit ist für mich leider keine Mußezeit. Im sozialen Bereich ist so richtig viel zu tun und so einige Krisen oft auch wegen der gefühlten Einsamkeit von Menschen. Aber die Weihnachtstage und zwischen den Jahren ist dann auch für mich Muße!
Eine wunderschöne Adventszeit wünsche ich Dir, Liz
vom 28.11.2017, 21.02
Liebe Liz,
danke für deine anerkennenden Worte zu meinem Text und dass du ebenso fühlst, wie ich in Sachen Umweltschutz. Ich weiß jetzt nicht genau, in welchem sozialen Bericht zu arbeitest, aber die Einsamkeit, von der du sprichst, trifft leider sehr viele Menschen, insbesondere ältere Menschen. Das bekomme ich immer wieder in meinem Umfeld mit. Ich wünsche dir jedenfalls, dass du auch in der Adventszeit ab und zu inne halten und insbesondere zwischen den Jahren wieder neue Kraft tanken kannst.
Sei ganz lieb gegüßt von Gudrun