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Revolution auf dem Hühnerhof oder: Eine Vision wird wahr
© 2004 | Gudrun Kropp | Schongau
Schon seit langem träumte Thomas, mein LAP (Lebens- Abschnitts- Partner), der mich schon durch alle denkbaren Abschnitte begleitet hatte, von eigenen Hühnern. Viele Jahre des Darüber- Nachdenkens waren inzwischen ins Land gezogen, bis dieser Lebenstraum für ihn Wirklichkeit wurde. Nach dem Motto: Eine Vision wird wahr.
Wochenlang plante Thomas sein Vorhaben und besuchte in dieser Zeit auch mehrere Bauernhöfe. Eine Bäuerin, mit der wir schon seit längerem befreundet waren, beriet ihn über qualitativ gute Hühnerhöfe und schlug vor, seine Bestellung doch gleich bei ihr aufzugeben. Die bestellten Hühner, sagte sie zu ihm, würden die Mitarbeiter aus eigener Erfahrung, sogar bis vor die Haustür bringen.
Ich ließ Thomas gewähren, obwohl mir persönlich nicht unbedingt der Sinn nach Bauernhofidylle stand. Schließlich hing mit der Vorbereitung auf ein Landleben, auch noch das Herrichten eines Grundstückes mit einem Maschendrahtzaun, das für den Aufenthalt der Hühner im Freien unentbehrlich war, zusammen. Zum Glück konnten wir wenigstens eine vorhandene Holzhütte, die unsere Kinder mal in Eigenarbeit angefertigt hatten, als Hühnerhaus für den Tag und besonders für die Nacht und als Schlaf- und Eier- Legestätte, benutzen.
Eines besonderen Tages stellte mein LAP mich gleich nach dem morgendlichen Aufstehen vor vollendete Tatsachen. Behutsam und leise begann er mich psychisch und seelisch auf die Auslieferung der Hühner, wie auf ein geschichtliches Ereignis, vorzubereiten.
Innerhalb der nächsten Tage sollten die neuen Grundstück- und Erd- Bewohner von einem Bauern vorbeigebracht werden. Weiter erklärte er mir, dass er bei der Auslieferung dabei sein wollte und falls er gerade nicht anwesend wäre, ich ihn unbedingt verständigen sollte.
Eines frühen Morgens klingelte es an der Haustür. Ich öffnete und ein bäuerlich gekleideter Herr, der irgendetwas vor sich hin murmelte, stand vor mir. Ich identifizierte seine Worte als eine Art Hühnersprache, die mir weder vertraut war, geschweige denn, dass ich sie verstanden hätte. Sinngemäß stellte ich mir vor, könnte es geheißen haben: „Hier sind Ihre bestellten Hühner! Bitte zeigen Sie mir, wo ich sie unterbringen soll?!“
Ohne eine Antwort abzuwarten, stapfte er, und ich in einem gewissen Abstand folgend, mit großen Schritten seinem am Fahrbahnrand abgestellten Jeep mit Anhänger entgegen, aus dem auf engstem Raum sitzend und gackernd mich unzählige Hühneraugen anstarrten, die einem neuen Zuhause entgegen sahen.
Obwohl Thomas und ich uns wochenlang auf jenen Tag der Auslieferung unserer Hühner vorbereitet hatten, traf mich die Realität unbarmherziger als gedacht und so brachte ich nur ähnliche Worte, wie: „Aber … aber …, mein … mein … mein … Mann ist zurzeit leider nicht zu Hause. Er … er … er … ist bei der Arbeit, aber ich kann ihn anrufen!“ Ich kam mir, ehrlich gesagt, hinterher, ziemlich umbeholfen vor. Warum brauchte ich immer - im Rückblick meines Lebens - meinen LAP neben mir und wenn er nicht da war, fühlte ich mich irgendwie unsicher, fast schon hilflos? Heute weiß ich es! Es war eine subtil herbeigeführte Abhängigkeit, in die ich im Verlauf dieser Beziehung hineingeraten war. Das ist aber noch eine ganz andere Geschichte.
Der Geflügelzüchter sagte nichts zu meiner unsicheren Haltung ihm gegenüber, doch sein gleichgültig bis apathisch wirkender Gesichtsausdruck sprach Bände.
Zu allem Überfluss beschäftigte mich ein beinahe zwanghafter Gedanke, während ich vor dem - mit herumflatternden Hühnern - vollbesetzten Anhänger stand. Hoffentlich würde er nicht auf die Idee kommen, mich zu fragen, ob ich ihm, beim Transport der Hühner bis zum eingezäunten Grundstück, helfen kann?!
Das konnte ich mir dann doch beim besten Willen nicht vorstellen. Mir lief augenblicklich ein Schauer über den Rücken, allein bei dem Gedanken, die Tiere eventuell zu fest anpacken zu müssen und ihnen weh zu tun. Obwohl sie ja keineswegs gefährlich waren, war mir doch insgeheim etwas mulmig zumute. Oder war ich einfach in der Beziehung nur so ängstlich geworden, sodass ich mir nichts mehr zutraute?
Von diesen, meinen existenziellen Ängsten bis hin zur Hühnerphobie gesteigerten inneren Kämpfe, bekam der Hühnerhof- Betreiber so gut wie nichts mit. Er machte diese Art von Eindruck eines gestandenen Mannes, den nichts, aber auch gar nichts irritieren und aus der Ruhe bringen konnte.
Doch zum eigentlichen Hühnerspektakel kam es erst jetzt. Denn was ich nun sah, wird mir für immer und ewig und für alle Zeiten im Gedächtnis haften bleiben. Denn innerhalb von tausendstel Sekunden hatte der Bauer unsere fünf bestellten Hühner mit einer Hand an den Füßen gepackt und ließ sie gnadenlos und unerbittlich mit dem Kopf nach unten baumeln. Ich versetze mich unwillkürlich in diese Tiere hinein und fragte mich in Anbetracht der misslichen Lage der Hühner, was wohl in deren Köpfen vor sich ging? Konnten sie in dieser Situation überhaupt noch denken?
Eines war klar: Meine empfindsame Seele stand unsägliche Qualen aus, die nachzuempfinden, schier unmöglich sein dürfte. Ich fühlte mich der Situation regelrecht ausgeliefert. Der Bauer, dem keinerlei Gewissensbisse zu kommen schienen, hielt dieses Knäuel tierischer Existenz in eines seiner Riesenpranke unerbittlich fest.
Hier Einzelexemplare zu vermuten, war selbst bei einer angeborenen kühnsten Form des Aufbringens von Fantasie, nicht vorstellbar. Ein Anblick, der sich in eine Künstlerseele tief eingraben und in unzähligen, psychologischen Therapiestunden als eine Art Traumata- Erfahrung wohl nicht mehr zu heilen möglich sein würde. Da war ich mir sicher.
Ein Anblick, der alle bis dahin wahr genommenen Horrorszenen in den Medien, bei weitem übertraf.
Als letzter Akt der realen Aufführung des Geflügel- Spektakels wurden die fünf Kreaturen von dem Bauern kurzerhand über den Zaun geworfen und ihrem Schicksal überlassen. Diese armen Geschöpfe flatterten von einer Sekunde zur anderen befreit auf und gackerten und sprangen wie wild gewordene Gänse in alle Richtungen
Nun hatten wir fünf Hühner. Aber einen Hahn hatten wir nicht.
Für Thomas war es nie ein Thema, dass zu Hühnern zwangsläufig auch ein Hahn gehört. Ich musste zugeben: Mich beeindruckte seine überzeugte, konsequente Haltung, was das emanzipatorische Leben von Hühnern anging. Schon in der Vorbereitungsphase der Anschaffung derselben. Und überhaupt gab es, seit unserer Entscheidung für ein Leben mit Tieren, nur noch die Zeit vor und nach den Hühnern. So hatten wir alles, was einmal in unserem Leben geschehen war und noch auf uns zu kommen würde, in ein "Davor" und Danach" eingeteilt. Der Einfachheit wegen.
Die einmalige Idee meines Partners und seine weiter führenden Gedanken, eine Hühnerhaltung nur mit Hennen, ohne Hahn zu praktizieren und damit die festgelegte Rolle des Geschlechter- Klischeeverhaltens endlich auch im Tierreich aufzuheben oder zumindest in Frage zu stellen, dieses hatte schon einen beinahe triumphalen Charakter. Ja, es war DIE Revolution schlechthin.
Thomas erweckte nicht nur bei mir, seiner vertrauten Partnerin, sondern auch bei unseren Nachbarn den Eindruck, als wolle er aller Welt mit diesem Experiment beweisen, dass auch weibliche Hühner ein Recht auf Eigen- bzw. Selbstständigkeit hatten. Das hieß für ihn und seine Hennen im Alltag, dass diese von einem Hahn nicht mehr ständig herumkommandiert und von männlicher Autorität geführt werden würden.
Die Beobachtungen, die wir schon in der Vergangenheit, aber nun viel bewusster bei traditionell denkenden Hühnerhaltern machten, zeigten uns, wie gedankenlos, primitiv und gewöhnlich die Haltung von Hühnern auf Hühnerhöfen bisher betrieben wurde. Wie im Reich der Menschen, so auch im Tierreich war geschlechtsspezifisches Verhalten angesagt. Ja, geradezu gefördert und geduldet.
In der Praxis sah es immer gleich aus: Kaum hatte ein Hahn etwas Fressbares gefunden, machte er seine Hennen darauf aufmerksam und diese stürzen sich sofort, ohne sich selbst ihrer eigenen Fähigkeit zur Nahrungsauffindung zu vergewissern, blindlings auf die vermeintliche Kostbarkeit.
Hier galt es nun zu analysieren. Und es drängte sich zwangsläufig die Frage auf: Sind Hühner - sprich Hennen - wirklich so blind, wie es das bekannte Sprichwort sagt? Oder ist es nur die männlich dominante Rolle, die Hähne den Hühnern gegenüber, aus einer vermeintlich vorgesehenen Vormachtsstellung heraus, einnehmen, und sie somit in die Lage drängen, sich blind geben zu müssen?
Dieses, in unserem Jahrtausend brav praktizierte Rollenverhalten von Hühnern und Hähnen, ist es, was meinen Partner und zunehmend auch mich, zu unseren Analysen herausforderte.
Je mehr wir uns mit den existenziellen Grundwerten- und Rechten des Lebens von Hühnern beschäftigten, um so mehr erkannten wir, wie wenig Aufmerksamkeit diesem Thema in der Vergangenheit gewidmet und auf den Grund gegangen wurde. Wir kamen immer mehr zu dem Ergebnis, dass das überholte Rollenverständnis bei Hühnern dem des Verhaltens bei den Menschen sehr ähnelte. Da Hühner, (sprich das weibliche Geschlecht) nicht zum kritischen Denken erzogen wurden, glauben sie intuitiv, traditionell, sie wären allen Ernstes nicht in der Lage, ihr Futter selbst suchen und finden zu können.
Ist da nicht auffällig eine Parallele zum menschlichen Verhalten festzustellen? Doch darauf kommen wir noch näher zu sprechen.
Thomas, mein Lebens- Abschnitts- Partner brachte seine Einstellung in Sachen Selbstbestimmung für das weibliche Geschlecht im Hühnerhof eines Tages auf den Punkt: „Unsere Hühner sind emanzipiert!!!“
Ich bestätigte ihn nur allzu gern in seiner Auffassung und fügte noch ergänzend hinzu: „Im Übrigen machen Hähne sowieso nur unnötigen Krach und Wirbel um nichts und hinterher liegt noch nicht mal ein Ei im Nest, was man von den Hühnern nicht behaupten kann!“
Unserem jüngsten Sohn haben wir im Zuge der Aufklärung auch schon einiges über das weibliche und das männliche Gegenüber erzählt. Er weiß jetzt schon, dass ohne Hahn keine Küken entstehen können. Aber das ist ja in unserem Falle noch nicht dran.
Ich hab` mir von einer Nachbarin sagen lassen, dass, falls es mal soweit sein sollte und wir eine Aufzucht von Küken planen, wir uns jederzeit ihren Hahn ausleihen können. Also, es geht alles, wenn Mann nur will.
Es stellen sich einfach keine Probleme, wenn Hühner ohne Hahn leben - wollen.
Wir sind inzwischen davon überzeugt, dass unsere Erkenntnisse und analytischen Forschungsarbeiten über die emanzipatorische Weiterentwicklung der Hennen in der Öffentlichkeit zu wenig bekannt sind. Das traditionelle, herkömmliche Zusammenleben von Hahn und Hennen wird immer noch als Natur gegeben hingenommen und wenig hinterfragt. Schon seit Generationen nicht. „Das war doch schon immer so!“ ist eine gängige Aussage. „ … und wird auch so bleiben!“ folgt dann als nächstes. Dabei ist die Gesellschaft nur zu bequem einmal umzudenken. Schließlich leben wir im Zeitalter der Emanzipation. Ich bin der Meinung: In unserer Gesellschaft, in der wir uns mehr denn je von überholten Gedanken- Verhaltensmustern und Rollenklischee befreien, sollte auch das Tierreich mit eingeschlossen werden.
Übrigens, auf die Idee mit den frei laufenden Hühnern ohne Hahn bin ja nicht ich, sondern mein LAP gekommen. Vielleicht kann es auch nur ein Mann wissen, wie nervig Männer (in dem Fall Hähne) für Frauen (in dem Fall Hennen) mit ihrer dauernden Dominanz und Wichtigtuerei in einer Partnerschaft, sein können. Seitdem uns das Alles klar geworden ist, hat sich auch unser Verhältnis zueinander leicht entspannt. Darum hält sich Thomas auch in Sachen Herumkommandiererei sehr zurück.
Dafür lasse ich ihn andererseits immer mal bei Gelegenheit frei herum laufen, ohne gleich in der Nähe eines weiblichen Geschlechtes, was ernsthaftes sich Anbahnendes zu wittern. Warum mir dieser Gedanke an eine eventuelle weibliche Konkurrenz gekommen ist? Das weiß ich nur zu gut: Schließlich ist Thomas auch emanzipiert und emanzipierte Männer wirken eben auf Frauen besonders attraktiv.
Tja, da muss man doch als Ehefrau aufpassen. Ich war ja schon immer der Überzeugung: "Emanzipierte Hähne ... äh ... emanzipierte Männer braucht das Land!!!"
Hier noch einmal die untrüglichen und unübersehbaren Gemeinsamkeiten im Tier- und Menschenreich übersichtlich zusammengefasst:
• Ein Hahn kräht ständig zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten. Zum Beispiel morgens, wenn man und frau eigentlich noch seine Ruhe haben will.
• Er kräht auch dann, wenn er kein Ei gelegt hat. Ich finde, wer das Ei gelegt hat, darf auch krähen, beziehungsweise gackern.
- Die Parallele: Männer reden oft in Politik und Wirtschaft viel und lang und heraus kommt "nichts“, noch nicht mal ein Ei.
• Die Arbeit machen mal wieder die Frauen - in dem Fall die Hühner - die Männer das Gedöse, äh .. Getöse.
• Der Hahn springt den Hühnern dauernd vor die Füße, um ihnen die Richtung anzugeben oder um ihnen zu zeigen, wo das Futter ist.
• Die Parallele: Männer zeigen Frauen auch gern wo es lang geht, obwohl sie selbst es oft nicht so genau wissen.
• Sie, die Männer, sprich Hähne, sind immer in der vorderen Reihe und drängen Frauen automatisch nach hinten.
• Und immer noch glauben Männer - sprich Hähne - sie sind die Ernährer der Familie. Anmerkung: Inzwischen hat sich ja mit der Berufstätigkeit von Frauen vieles geändert. Aber wenn moderne, selbst bestimmte Hühner keine Küken haben - wollen, wozu brauchen sie dann einen Ernährer, einen Hahn???
Wie Mann sieht, gibt es durchaus ernst zu nehmende Parallelen zwischen Mensch und Tier. Ich sag `s ja schon lange: Irgendwie hängt alles miteinander zusammen. Das Leben ist wie ein Kreislauf. Ja, das ist so ...
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Ein etwas anderes Eheversprechen oder Die verhängnisvolle Affäre
© 2003 | Gudrun Kropp | Schongau
Ein Firmenchef zu einem seiner männlichen Mitarbeiter bei Eintritt in das Unternehmen: „Wollen Sie, Herr Sowieso ... die Firma Sowieso … in Ehren halten, sie lieben, achten, ihr vertrauen und ein Leben lang die Treue halten, bis dass der Tod (die Pension) uns scheidet?
So antworten Sie mit „Ja!“
„Von nun an sind Sie Herr ... und Ihre Frau, beziehungsweise Firma, ist ja fast ein und dasselbe, ein Ehepaar, da sie sich offiziell das Eheversprechen gegeben haben.“
Man(n) stelle sich im Hintergrund nur noch akustisch das Leuten der Glocke in der Kirche vor und die Hochzeit ist perfekt.
Was ist es bloß, so fragen sich die, mit einem Mann und Firma (oder Frau) verheirateten Ehefrauen, schon seit Beginn der Menschheitsgeschichte, was Männer an ihrer Firma, so fasziniert? Ist es die Tatsache, dass sie (die Männer) grundsätzlich außer Haus müssen, um „sie - die Firma“ zu erreichen? Das käme im bildlichen Sinne einer Beziehung außerhalb des Ehelebens, also eine nicht in den eigenen vier Wänden praktizierte Partnerschaft gleich. Warum sprechen wir nicht gleich von der „Geliebten“? Es ist doch schon lange kein Geheimnis mehr, dass Männer eine Beziehung (zunehmend auch Frauen) außerhalb einer festen Beziehung darum für so attraktiv halten, weil alles, was sich innerhalb derselben und ihnen jederzeit zur Verfügung steht, für sie nur halb so reizvoll ist. Und wenn die Geliebte „nur“ die Firma sein sollte.
Sie wissen es nur zu gut, die gestandenen Männer: Nach zehn, beziehungsweise. fünfzehn, zwanzig oder fünfundzwanzig und weiteren Jahren wird Firmen- Zugehörigkeitsjubiläum gefeiert. Das ist quasi mit einer Silberhochzeit in einer privaten Partnerschaft zu vergleichen.
Doch man hört und liest es immer wieder: So lange zusammen zu bleiben, das schafft doch heutzutage keiner mehr, auch ein noch so geniales Ehepaar nicht. Diese stink- normalen Ehen, kommen sowieso über das berüchtigte, verflixte siebte (ist es jetzt schon das dritte – Jahr?) nicht hinaus.
Oder die Beziehung erstarrt in Langeweile. Dann braucht Mann, um sich auf Abwege begeben zu können, mindestens eine schmachtende Ehefrau, die zu Hause mit ein paar schnuckeligen Kindern sehnsüchtig auf ihren Papa warten. Dieses Szenario muss schon gegeben sein, wenn das Ganze diesen berühmten Kick haben soll. Ein paar Eifersüchteleien - von ihr ausgehend - währen auch nicht zu verachten, denkt Mann sich.
Aber einmal abgesehen davon. Es ist wirklich nicht einfach, eine langjährige Partnerschaft aufrecht zu erhalten. Ständig wird uns doch von den Medien regelrecht eingeimpft, dass es schon beinahe bieder ist, es mit einem Partner so lange auszuhalten, geschweige denn sich zu verstehen. Sich scheiden lassen liegt da schon eher im Trend und ist in unserer schnelllebigen, auf Abwechslung ausgerichteten Gesellschaft einfach „in“.
Fragen wir doch den Mann, der treu und regelmäßig in seine Firma geht:
Redaktion: „Werden Sie sich auch irgendwann scheiden lassen?“
Der Mann: „Wie – sich scheiden lassen?“
Redaktion : „Ja, von lästig gewordenen Ehefrauen natürlich. Es soll ja sogar auch lästige Ehemänner treffen?!“
Der Mann: „Also, ich will Ihnen mal was sagen: Meine Frau ist die beste Frau und beste Mutter der Welt für unsere Kinder! Bequemer hätte ich es ja wirklich nicht haben können. Sie schmeißt auch noch den Haushalt. Was will Mann mehr?“
Redaktion: „Und wie steht es mit der Firmenscheidung?“
Der Mann: „Was? Warum sollte ich mich von meiner „Geliebten“ Firma scheiden lassen, wenn ich doch eh` mit ihr ein Geliebten – also lockeres Verhältnis habe?“
Redaktion: „Aber Sie haben doch vor Ihrem öffentlichen Firmenantrittes eine Art Firmentreuegelöbnis, das einem Eheversprechen gleichkommt, abgegeben?!“
Der Mann: „Das ist doch in der Realität alles nicht so ausgesprochen worden, wie das immer so verlautbart wird! Außerdem existiert die Vorstellung der Firmen-Geliebten nur in der Fantasie einiger eifersüchtiger Ehe-Frauen und ist von daher nichts Reales. Und es ist schon gar nichts Allgemeingültiges und für jeden etwas Nachvollziehbares.
Gut, ich muss zugeben, meine Frau sagt mir des Öfteren, dass sie und die Kinder mich ständig mit der Firma teilen müssen. Die Firma, so sagt sie, würde wie ein Magnet am Beginn des Tages auf mich wirken, der mich unwiderstehlich und gnadenlos anzieht und mich von Ehefrau und Familie wegzieht.“
Anmerkung der Redaktion: Ist hier nicht wieder eine Parallele zwischen einer Geliebten und der Firma zu erkennen?
Der Mann: „Aber das ist nun wirklich mit den Haaren herbei gezogen. Frauen sollen sich halt nicht so an geldverdienende, Familien- versorgende Männer anklammern. Ja, das ist es. Das nervt ungemein. Also, um ehrlich zu sein, ich bin immer froh, nach dem Pflicht-Aufenthalt zu Hause, meine „Geliebte Firma“, meinen Job draußen, aufsuchen zu können.
Nein, aber in Wirklichkeit ist das, was Frauen da gleich wittern, etwas übertrieben. Es macht nun mal eben Spaß, in einem von der Ehefrau unkontrolliertem Territorium zu wirken, zu tangieren, zu lamentieren, schlicht von der Frau unbehelligt zu leben. Ja, ich sagte leben und natürlich arbeiten zu können!“
Redaktion: Tja, was soll Man(n) äh, Frau denn noch dazu sagen? Da ist man als frau doch machtlos. Wie gegen eine verhängnisvolle Affäre, nur das die „Firmenaffäre“ bis ins hohe Alter und wenn` s ganz hoch kommt, bis zum 40igsten Firmenjubiläum anhalten kann. Und noch darüber hinaus bis zum Pensionsalter. Wenn das keine rosigen Aussichten sind?
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Einige Anekdoten aus unserem turbulenten Familienleben, die ich für die Nachwelt festgehalten habe. Heute sind meine Kinder erwachsen:
Warum auch immer so „traditionell?“
Unser Sohn, inzwischen in der 3. Klasse der Grundschule wurde von einem Klassenkamerad gefragt: „Bist du eigentlich katholisch oder evangelisch?“ „Ich bin Ethik!“ antwortete er ohne zu zögern. Warum auch immer so traditionell?
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Abschied ... einmal anders
Bevor unser etwa 5- jähriger Sohn zu seiner Spiel- Freundin in die Nachbarschaft abdüste und ich noch kurz mit ihm an der Haustür stand, um mich zu verabschieden, sagte er noch schnell zu mir: "Gibt's sonst noch was Wichtiges zu bereden?"
Verblüffender Wortschatz, denke ich noch so, als er schon lange auf und davon war.
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Alles Windeln, oder was?
Unsere, damals sechsjährige Tochter beobachtete mich beim Windelnwechseln mit unserem jüngsten Spross, der gerade mal ein paar Monate alt war. Dabei verwendete ich natürlich als pflicht- und Umwelt- bewusste Mutter, die ungebleichten, also nicht die strahlend weißen Bio- Windeln, wie sie damals bezeichnet wurden. Diese sollten, so die Meinung von Umweltexperten, biologisch abbaubar und umweltfreundlich sein. Unsere schaute schon immer gerne beim Wickeln ihres Bruders zu und hatte inzwischen auch mitbekommen, dass wir schon lange keine gewöhnlichen Windeln mehr benutzten. Wir, unsere Tochter und ich waren wie ein eingespieltes Team, wenn es zum Beispiel um die Handreichung von Utensilien und überhaupt um das Mithelfen am Wickeltisch ging.
Wie aus heiterem Himmel fragte sie mich auf einmal, während sie mir für unseren Kleinen gerade eine Windel reichte: "Mama, sind das "unfreundliche Windeln?"
Dabei schaute sie mich ernst und mit erwartungsvollem Blick ihrer Augen an, die keinen, aber auch nicht den geringsten Zweifel an der Ernsthaftigkeit ihrer Frage zuließ.
Nachdem ich zunächst ganz schön verdutzt `dreinschaute und zuerst gar nicht verstand, was sie meinte, wurde mir aber im nächsten Moment alles klar, sonnenklar.
Spontan hätte ich am liebsten, aus der Komik der Situation heraus, laut losgelacht, unterließ es aber.
In diesem wichtigen Augenblick, in dem es darauf ankam, sich nicht über sie lustig zu machen, geschweige denn sie zu berichtigen. In diesem Augenblick, der kindlich- logischen Überlegung heraus, die mich so anrührte, spürte ich, dass es unserer Tochter mit dieser Frage wirklich kindlich ernst war.
Das Lachen ihretwegen zu verkneifen war darum natürlich Ehrensache.
Auch Eltern sind nicht fehlerlos
Nachdem wir Eltern die Turnsachen unseres Sohnes in der 1. Klasse neu zusammengesucht und sie ihm vor dem Schulbeginn nach den Ferien mitgegeben hatten, begrüßte uns unser Sohn mittags, nachdem er nach Hause gekommen war, lautstark mit folgenden Worten: „Was habt ihr mir da bloß für einen Schrott eingepackt! Konntet ihr mich nicht erst fragen?“ ... und war dabei den Tränen nahe. Wieder mal hatten wir seinen Sportmode- Geschmack nicht getroffen ...
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Wie sieht der liebe Gott aus?
Als ich einmal in einem geistreichen Gespräch unseren vierjährigen Sohn fragte: „Was glaubst du, wie sieht der liebe Gott aus?" antwortete er mir gerade heraus: „Das ist ein Herz!“ Kurz und bündig und unmissverständlich. Wie könnte es auch anders sein?
Vor der Logik (m)eines Kindes musste ich wieder einmal kapitulieren. „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, fiel mir dazu nur ein.“
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Der besondere Draht eines Kindes zum lieben Gott
Als ich einmal den ganzen Tag über im Familienbetrieb sehr niedergeschlagen und traurig war und mich mein sechsjähriger Sohn nachdenklich anschaute, sagte ich zu ihm: "Ich bin heute irgendwie traurig!" Worauf er spontan antwortete: "Mama, dann denkt der liebe Gott auch an dich!" Über die Antwort sehr überrascht, fragte ich zurück. "Woher weißt du das denn?" Er: "Das hat mir der liebe Gott gesagt!"
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Wie "Mann` s" nimmt ...
Mit
zunehmender geistiger Reife unserer Kinder, sprachen wir als Eltern auch schon mal wichtige und für mich schon immer aktuelle Themen wie die Gleichberechtigung von Frauen in unserer - bis heute noch - so stark männerdominierten Gesellschaft, an. Vielmehr ich,
als Mutter. Als ich das mit der ungerechten Machtverteilung von Männern
und Frauen in der Gesellschaft zur Sprache bringe, meinte unser Sohn, der damals circa 7 Jahre war, sinngemäß und mit ernster Miene dazu: "Mama, du würdest doch auch nicht die Macht einfach so abgeben,
wenn du die schon hättest! Die Männer wären ja dumm, wenn sie das tun. Das würdest du doch auch nicht machen!!??"
Stimmt! Irgendwie hast du schon recht, kleiner Mann, musste ich so denken?!
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Die heiß ersehnte Lego-Eisenbahn
Unser ältester Sohn wünschte sich zu Weihnachten nichts sehnlicher, als
eine Duplo-Lego-Eisenbahn. Fragte man ihn zu seinem Geburtstag, äußerte
er immer den gleichen Wunsch: "Eine Duplo- Lego- Eisenbahn"
will ich haben!"
"Schaut mal,“
wandte er sich an uns, seine Eltern, „so viele Legos habe ich
schon!" Er deutete dabei in
seinem Zimmer auf die Kiste mit den wertvollen Steinen.
"Aber du bist doch
für deine elf Jahre schon viel zu groß für die Duplo-Legosteine,
die sind doch eher etwas für Kleinere!" versuchte sein Papa ihm den
Wunsch auszureden. Nach einer etwas längeren Gedenkpause versuchte unser Ältester erneut seine Eltern von seinem Wunsch und der notwendigen
Anschaffung dieses Geschenkes zu überzeugen: "Weißt du, Papa,“
begann er wieder, „wenn ich nicht mehr mit der
Duplo-Lego-Eisenbahn spiele, also keine Lust mehr dazu habe, schenke ich
sie halt meinen Kindern!"
Sein jüngerer Bruder, der ihm aufmerksam zugehört hatte, bemerkte dazu nur eins: "So lange willst du
die behalten?!
Ob mein Sohn letztendlich diesen Wunsch erfüllt
bekommen hat, weiß ich nicht mehr so genau. Ich glaub`s aber schon!
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Nur eine kleine Verwechslung
Während einer handfesten Auseinandersetzung, in die unser Jüngster mit seinen beiden etwas älteren Schwestern verwickelt war, mischte ich mich gezwungenermaßen als Mutter ein. Da ich einmal anders reagieren und nicht immer unseren Jüngsten in Schutz nehmen wollte, stellte ich mich in dieser Situation auf die Seite seiner beiden, großen Schwestern. Ich gab ihnen zu verstehen, dass auch sie sich mit ihrer Meinung durchsetzen dürften.
Prompt reagierte unser Sprössling ziemlich erbost über meine Haltung: "Iiiiiiiimmmmmeeerrrr beschuldigst du die Mädchen ... und niiiiieeeeee im Leben mich!!!“, ertönte es aus dem Munde unseres fünfjährigen Sohnes. Er hatte doch nur etwas verwechselt ... na und?
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Der große Bruder
Als der große Bruder wohlüberlegt und herausfordernd seinen jüngeren Bruder fragt: „Was ist eigentlich in deinem Kopf `drin?“ antwortete der Jüngere prompt mit seinen sieben Jahren: „Da ist das Leben `drin!“
Was soll man, beziehungsweise frau noch dazu sagen??? Wenn das doch so ist?!
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Wer ist der Schnellste?
Seit Kurzem lernt unser Jüngster einen Buchstaben nach dem anderen und ist eifrig dabei, immer mehr Wörter in seinen Sprachschatz aufzunehmen und zu erfassen. Neulich wandte er sich an seinen großen Bruder und fragt ihn herausfordernd - wohlwissend um die richtige Antwort, die er schon bereit hielt: "Kennst du ein Wort mit ... chen?" Bevor sein großer Bruder darüber nachdenken konnte, was er meinte, kam es vom jüngeren Bruder wie aus der Pistole geschossen: "Ich aber: Hähn - chen!"
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Immer diese Abkürzungen
"Was heißt denn ... einen evangelischen Schneeanzug mitbringen?" fragte unsere neunjährige Tochter eines Tages ihre Eltern wie aus heiterem Himmel.
Das war so: Auf einem Anmeldeformular der evangelischen Kirche, für ein Winter- Wochenende mit einer Mädchengruppe, waren bestimmte Anziehsachen angegeben, die die Kinder einpacken sollten. Unter anderem stand in der letzten Zeile "evtl. Schneeanzug" mitbringen. Unsere Tochter, die sich für dieses Wochenende anmelden wollte, las uns Eltern die entsprechende Zeile auf dem Anmeldeformular laut und deutlich vor und sagte mit einem Nachdruck in der Stimme: „Hier steht es: ... evangelischen Schneeanzug mitbringen!"
Sie hatte einfach die Abkürzung „evang.“ mit „evtl.“ verwechselt. Kann ja mal vorkommen ...
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Göttliche Gewinnchancen
Wir
(meine beiden großen Söhne, zehn und acht Jahre) und ich hatten gerade ein
Preisausschreiben ausgefüllt. Es gab BMX- Räder und viele andere Preise
zu gewinnen. Nun suchten wir nach einer passenden, möglichst neutralen,
schlichten Postkarte, auf der wir den ausgefüllten Gewinncoupon kleben
konnten. Da wir diese nicht fanden, suchten wir weiter. Da meinte unser Ältester: "Schau Mama, die können wir doch auch nehmen und zeigte
auf eine Karte mit einem christlichen Spruch: "Mein Gott, auf dich
vertraue ich!" Aus Psalm 2.
Das traf ja den Nagel auf den Kopf, dachte ich noch. Wenn das nicht Gewinnchancen bringt?! Also, ab gings zur Post damit. Jetzt hieß es abwarten und ... vertrauen.
Ich glaube, die Postkarte ist bei denen bis jetzt noch nicht angekommen???
Und siehe da ...
Als ich, als Mutter meiner Kinder, einmal nach einem anstrengenden Tag mit ihnen, nach einem Badezusatz gesucht hatte und nur noch vom Rheuma- Bad einen kleinen Rest fand, nahm ich dieses Überbleibsel selbstverständlich. Und siehe da? Mein Rheuma war weg! Aber zum Glück hatte ich vorher auch keines ...?!
© 2025 | Gudrun Kropp | Schongau
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